Ab 26. März 2015 im Kino!

Interview mit Regisseur Jean-Paul Rouve

Sie haben das Drehbuch zusammen mit David Foenkinos geschrieben...

Zuerst habe ich den Roman gelesen, dann habe ich ihn angerufen. Er hatte bereits eine erste Dialogversion seines Buches geschrieben. Ich habe ihm anvertraut, dass seine Arbeit meinem letzten Film sehr ähnlich ist – QUAND JE SERAI PETIT. Wir haben mit dem Schreiben eines einfachen Fundaments begonnen, als hätte er den Roman gar nicht geschrieben. Mein Ziel war es, mehr Platz für eine Komödie zu schaffen. Wir haben die Rolle des Vaters weiter entwickelt, der von Michel Blanc gespielt wird. Wir haben auch die Figur des Mitbewohners hinzugefügt: mit ihm tauscht sich der Protagonist aus.

Familiengeflechte und vor allem die Beziehung zum Vater kommen häufig in Ihren Filmen vor.

Das stimmt, der Bezug zum Vater interessiert mich sehr. Wenn man heranwächst, hört man oft, dass man den Vater „töten“ muss, um erwachsen zu werden. Ich denke nicht, dass das notwendig ist. Meiner Ansicht nach kann man auch anders erwachsen werden. Das kann durch einen anderen Blickwinkel geschehen, der der Elternliebe nicht im Weg steht, sondern eine ganz neue Art der Weltanschauung verkörpert. Es kann sich um einen anderen Menschen oder um einen Schriftsteller handeln, den man entdeckt.

Die verschiedenen Figuren sind alle auf der Suche nach etwas, so als ob sie ihren Platz noch nicht gefunden hätten, und das unabhängig von ihrem Alter.

Ja, und auf eine gewisse Art und Weise suchen sie sich – der junge Mann, der bisher weder seinen Weg noch die große Liebe gefunden hat, der Vater, der nicht weiß, wie er mit dem Rentenalter umgehen soll, der Hotelbesitzer, dessen Sohn weit weg ist, und selbst die Großmutter, die davon träumt, an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Ein Journalist hat mir mal gesagt, dass ich mich für die Leute interessiere, die ihren Platz nicht gefunden haben. Und es stimmt, ich mag Menschen, die nicht an der richtigen Stelle stehen: das gehört zum Leben und trifft auf die Mehrheit der Menschen zu. Man bleibt dort aus Faulheit, aus Sicherheit, aus Liebe... und manchmal wird es einem bewusst. Was nicht der Fall von Romain ist, aber selbst er hat bereits Angst, dass er nicht dort ist, wo er sein sollte. Den Vater betrifft das auch: der Eintritt ins Rentenalter funktioniert hier wie ein Indikator. Im gleichen Sinne ist die Großmutter stets dem Fluss des Lebens gefolgt und entscheidet plötzlich, eine andere Abzweigung zu nehmen. Ich mag die Idee, dass Menschen das tun, was sie können. Man ist immer darum bemüht, alles richtig zu machen, doch manchmal irrt man sich.

Die Mutter, die von Chantal Lauby gespielt wird, ist ganz eindeutig die Figur, die sich in ihrer Haut und in ihren Beziehungen zu ihrem Sohn und selbst zu ihrem Mann am wohlsten fühlt.

Ganz genau, die Mutter ist die Figur, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Sie und der Hotelbesitzer haben eine Art Stimme der Vernunft. Diese beiden bringen Rat und Wahrheiten, die die Protagonisten steuern. Es ist immer interessant, sich die verschiedenen Möglichkeiten, ein Ereignis zu betrachten, anzuschauen. Wie zum Beispiel das Verschwinden der Großmutter: die dramatisierende Sicht des Vaters „meine Mutter ist tot“, die Fähigkeit der Direktorin des Altersheims zu relativieren, „das passiert eben“ oder die Sicht der Mutter oder des Hotelbesitzers „wir zwingen die Alten, das zu tun, was uns am besten passt, daraufhin verschwinden sie“. Ich mag die Randfiguren, die so ein anderes Licht auf den Werdegang der Protagonisten werfen.

Zuerst spielt der Film in Paris, dann befinden wir uns in Etretat, ganz ohne Bruch. Ist die normannische Luft wichtig für den Film?

An einem Moment teilt sich die Geschichte, daher auch der Ortswechsel. Ich denke, dass sich die Abwesenheit eines Bruchs dadurch erklärt, dass ich Paris wie eine Provinzstadt filme. Egal ob es sich um Paris oder Etretat handelt, ich habe das Gefühl, den gleichen Blick zu haben, einen Blick auf das Leben, die Leute, und das stellt für mich eine Einheit dar, eine Verbindung zwischen den beiden Städten.

Was waren neben den Räumen Ihre Prioritäten bei der Regiearbeit?

Ich versuche, so viel wie möglich vom wirklichen Leben zu nehmen, auch wenn wir hier in der Fiktion sind. Es handelt sich nicht um einen Dokumentarfilm, aber ab und an nutze ich dessen Strategien. Ich suche den Rahmen aus, aber was darin passiert, das erfasse ich. Es ist eine Mischung aus geraden Ecken, Symmetrien (was das Gerüst angeht) und unerwartetem Auftauchen in der Mitte (die Szene). Während der Vorbereitungsphase schneide ich mit dem Kameramann alles zu, um für den Dreh bereit zu sein. Das ist für mich eine Art von psychologischer Absicherung. Ich bereite es vor, um es während des Drehs besser wieder zu vergessen. Was für mich wichtig ist, ist die Wirklichkeit, die sich aus dem Spiel der Schauspieler entwickelt. Zu guter Letzt sind es die Schauspieler, die der Aufnahme die Wirklichkeit geben. Ich stelle mir die Kamera wie einen Zeugen vor, sie begleitet uns, mit etwas Distanz. Eine Art gut-meinender Freund. Mich inspiriert zum Beispiel der Filmemacher Claude Berri: bei ihm gibt es diese Menschlichkeit. Gerade in dem Film JE VOUS AIME, ein wunderschöner Film über das Leben und die Liebe.

Annie Cordy ist fantastisch: man kann sich gar nicht vorstellen, dass sie einmal eine Sängerin war, die Volksmusik machte.

Für mich war es vom ersten Moment an klar. Zuerst hatte ich sie in LE PASSAGER DE LA PLUIE („Der aus dem Regen kam“) und LE CHAT („Die Katze“) gesehen. Alle haben mich gefragt, ob ich mir sicher sei. Man hat ihr immer Rollen gegeben, die nichts mit ihren Liedern zu tun hatten. Ich freue mich sehr, dass alle sie super finden. Ich hoffe, sie bekommt den César für die beste Nachwuchsschauspielerin! (Lachen). Sie hat ein sehr ausgebildetes Empfinden für das Schauspiel, weil sie unglaublich gut zuhören kann. Die Schauspieler kommen alle aus ganz verschiedenen Richtungen. Mir ist klar geworden, dass es einen gemeinsamen Knotenpunkt zwischen Annie Cordy, Michel Blanc, Chantal Lauby und mir gab: wir kommen aus dem „Komödiantischen“: Operette, Kleinkunsttheater, Sketche beim Fernsehen. Wir hatten also einen mehr oder weniger gleichen Werdegang. Ich habe mir gesagt, dass wir ein bisschen aus der gleichen Schauspielerfamilie stammen.

Interview mit Annie Cordy in der Rolle der Madeleine

Wie sind Sie zu dem Projekt gestoßen?

Ich kannte Jean-Paul Rouve bereits als Schauspieler. Er konnte sich mich für die Rolle gut vorstellen... Dann habe ich mich in das Drehbuch verliebt, und ich wollte unbedingt in die Haut dieser sehr bewegenden Frau schlüpfen.

Was hat Sie an der Geschichte berührt?

Die Figur der Großmutter hat mich bewegt, und ich war sehr empfänglich für die Beziehung, die sich zwischen ihr und ihrem Enkelsohn entwickelt. Ihre Willensstärke hat mich ebenfalls berührt. Na ja, und mal zwischen uns: ein Teil der Geschichte spielt ja in Etretat, ich liebe diese Stadt. Ich muss zugeben, dass die Vorstellung, dort mit Jean-Paul Rouve zu drehen, sehr verlockend war! (Lachen)

Kannten Sie die Filme von Jean-Paul als Regisseur?

Nein, ich kannte ihn lediglich als Künstler, nicht als Regisseur. Ich hatte noch nie mit ihm zusammengearbeitet. Er ist ein sehr lustiger Regisseur, der sich gut mit dem Team versteht, was ich für extrem wichtig halte. Er weiß genau, wohin er will, und wenn er etwas zu sagen hat, dann sagt er es auch. Was wichtig ist, ist die Art und Weise, in der Dinge gesagt werden. Jean-Paul kann die Wahrheit sagen und dafür die richtigen Worte finden. Er ist sehr feinfühlig und gleichzeitig sehr klar in seinen Anweisungen: als Schauspieler fühlt man sich bei ihm geborgen. Er hat außerdem ein tolles Team um sich gehabt.

Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?

Es geht um eine Großmutter. Sie entscheidet sich für die Freiheit, da sie es satt hat, dass man sie an den Dingen hindert, auf die sie Lust hat. Sie fährt nach Etretat, dem Ort, mit dem sie viele Kindheitserinnerungen verbindet. Nur weil sie alt ist, muss sie ja nicht aufhören zu leben. Diese Frau zu spielen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Im Film sind Mathieu Spinosi und ich uns sehr nah, unsere Beziehung ist im Zentrum des Films.

Wie sehen Sie die Beziehung zu ihrem Sohn und zu ihrem Enkelsohn?

Madeleine hat eine ganz normale Beziehung zu ihrem Enkelsohn. Wäre ich jemals Großmutter gewesen, hätte ich immer meinem Enkel Recht gegeben und nicht meinem Sohn! (Lachen). Es macht Spaß, einen so netten Enkelsohn zu haben. Ich denke, dass Großeltern mit ihren Enkeln viel nachgiebiger sind als mit den eigenen Kindern. Die Herausforderungen sind einfach andere. Die Beziehung zur Autorität ist eine andere. Dennoch liebt sie ihre Söhne.

Wie lief Ihre Zusammenarbeit mit den anderen Schauspielern?

Die Zusammenarbeit mit den anderen Schauspielern behalte ich als ausgezeichnete Erinnerung. Ich teile viele Szenen mit Mathieu Spinosi, der wirklich ein toller junger Mann ist. Wir haben uns sehr gut verstanden und waren uns auf gewisse Weise auch sehr nah. Was Chantal Lauby angeht, sie ist eine sehr nette Frau, deren schauspielerische Leistung in diesem Film beachtenswert ist. Und Michel Blanc, mit dem ich bereits gedreht habe, ist ein ganz großer Schauspieler: er ist einfach nur genial!

Interview mit Chantal Lauby in der Rolle der Nathalie

Wie kamen Sie zu dem Projekt?

Dank Jean-Paul Rouve, der wollte, dass wir zusammen arbeiten. Er ist ein Schauspieler, den ich sehr bewundere und dessen Empfindsamkeit mich sehr berührt. Es hat mich sehr gefreut, Teil dieses Abenteuers zu sein. Ich habe das Drehbuch gelesen und die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, denn sie ist in der heutigen Zeit verankert: es geht um einen Mann, der plötzlich im Ruhestand ist und sich Fragen über sein Leben stellt, darüber was er machen und wer er werden wird.

Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?

Nathalie ist eine Frau von heute, mit der sich viele Frauen identifizieren können: sie muss sich um ihren heranwachsenden Sohn kümmern, um die Großmutter, der es nicht gut geht, und um ihren Mann, der in Rente geht. Sie versucht mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben und das Rückgrat für ihre Liebsten zu bilden.

Nathalie ist mit Sicherheit die Figur im Film, die sich in ihrer Haut am wohlsten fühlt und die mit sich selbst im Reinen ist, ganz im Gegensatz zu den anderen...

Ja, auf jeden Fall zeigt sie ihre Schwächen weniger. Sie lebt im Jetzt, sie ist stark. Deshalb muss sie auch auf allen Ebenen „funktionieren“. Ich mag diese Figuren: man erahnt die Risse, aber sie sind gut versteckt. Mir gefällt auch wie sie mit ihrem Mann spielt: sie geht aufs Ganze, provoziert und lügt, um ihn eifersüchtig zu machen. Und dabei ist das ganze ein Verführungsspiel, um ihn dazu zu bringen, wieder zu leben!

Die Szene, als sie sich wieder versöhnen, ist sehr bewegend...

Diese Szene wurde mit sehr viel Zartgefühl gedreht. Man möchte daran glauben, dass das Paar eine Zukunft hat. Letztendlich ist es wie im wahren Leben: man erlebt Momente der Nostalgie, es geht abwärts und dann wieder aufwärts. Das Leben ist voll von Emotionen, es ist keine gerade Linie, leichtere Zeiten folgen auf schwere Zeiten und umgekehrt. Jean-Paul arbeitet gerne mit dieser Thematik.

Wie ist Jean-Paul als Regisseur mit den Schauspielern?

Er mag es gerne natürlich. Je weniger wir „spielen“, umso zufriedener ist er. Wir sollten die Dinge fühlen und aufrichtig sein. Dementsprechend haben wir nicht sehr viel Zeit damit verbracht, vor dem Dreh zu proben. Man kann sich des Textes bemächtigen, ihn verändern, einen Dialog etwas weicher machen, aber was vor allem anderen kommt, ist, dass man so natürlich wie möglich ist. Er hat eine genaue Vorstellung von seinem Film, er weiß ganz genau, wo er hin möchte, und falls notwendig, kann er uns auch zurechtweisen.

Interview mit Michel Blanc in der Rolle des Michel

Was hat Ihnen an dem Projekt gefallen?

Die Mischung aus Komödie und authentischen Gefühlen, da es sich um einen wahren Autorenfilm handelt, der das Leben so zeigt, wie es ist. Es ist genau wie im wirklichen Leben, mit der besonderen Gabe von Jean-Paul Rouve, sich den Figuren zu nähern. Das nenne ich den „Rouve Touch“. Der leicht verrückte Hotelbesitzer, der gerne trinkt und Zuneigung zu dem jungen Mann entwickelt, der gefällt mir zum Beispiel besonders gut. Bei manchen Drehbüchern merkt man, dass der Autor Spaß daran hatte, eine nette Szene zu schreiben, die jedoch dem Film nichts bringt, und bei der man weiß, dass sie beim Schnitt entfernt wird. Das ist bei ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS nicht der Fall: das Drehbuch strotzt an Originalität und einer sehr seltenen Mischung von lustigen Repliken – wie in der Szene bei der Polizei – und Sequenzen voller Gefühle rund um Annie Cordy.

Haben Sie manche der Dialoge überarbeitet?

Überhaupt nicht. In der Regel respektiere ich die Arbeit von anderen. Bei manchen Projekten, bei denen die Dialoge mir nicht gefallen, kommt es natürlich vor, dass ich sie überarbeite. Aber es kommt auch vor, dass ich die Dialoge gut finde, und so war es bei ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS.

Wie würden Sie Ihre Figur beschreiben?

Dieser Mann ist unfähig sich einzugestehen, dass er den vorzeitigen Renteneintritt nicht erträgt und es schwierig findet, sich selbst überlassen zu sein: er ist sich nicht bewusst, dass er selbst es ist, der sich verändert, der unerträglich wird und der seiner Frau das Leben zur Hölle macht! Hinzu kommt das Problem mit seiner Mutter, und so ist er gerade in einem Moment, in dem er stark sein sollte, besonders verwundbar. Diese Struktur hat mir besonders gut geholfen, die Person aufzubauen. Er lässt sich von seinen Brüdern die Entscheidung abnehmen, in den Momenten, in denen sein Wille gefragt wäre. Die Idee, seine Mutter in ein Altersheim abzuschieben, kommt nicht von ihm. Genauso wenig wie die Idee, ihre Wohnung zu verkaufen. Ich sehe ihn als einen Mann, der die Segel einzieht, obwohl gerade viel Wind weht. Er ist total orientierungslos. Er sieht sich selbst nicht mehr: er existiert nicht als Reaktion zu den anderen, aber er kann auch nicht mehr unterscheiden, was ihn wirklich betrifft und was nicht. Er weiß nicht mehr, wer er ist. Man kann tief stürzen, wenn man mit 60 Jahren plötzlich das Gefühl hat, dass alles, was man für das Leben gehalten hat, aufhört. Und da er sich über seinen Zustand nicht klar wird, schiebt er die Schuld seiner Frau zu. Für ihn ist sie es, die depressiv ist.

Dennoch ist er eine sehr mitreißende Person.

Was mir wirklich gut an ihm gefällt, sind diese Momente großer Gefühle: als seine Frau ihm mitteilt, dass sie ihn verlassen wird, oder aber wenn er seiner Mutter gegenübersteht, dann ist er tief betroffen. Gegenüber Annie Cordy habe ich ihn immer so gespielt, als ob er 12 Jahre alt wäre. Aufgrund seiner Verlorenheit hat er sowieso kein Alter mehr. Er ist auch ein besessener Mensch – so will er zum Beispiel unbedingt einen Parkplatz am Zielort finden, und nicht 15 Meter entfernt.

Wie führt Jean-Paul die Schauspieler?

Er ist ein toller Schauspieler-Regisseur. Er ist ein sehr sensibler Mensch, der sich durch absolute Genauigkeit auszeichnet. Außerdem hat er die Bescheidenheit, anderen zuzuhören und die Gabe, sich und anderen einzugestehen, wenn sie Recht haben und ihre Vorschläge besser sind. Auch wenn er in 99 Prozent der Zeit die richtige Intuition hatte. Er bemüht sich pausenlos, die Wahrheit und das reale Leben aufzuspüren. Er macht keine Konzessionen. Und er kann sehr gut erklären, was genau er sich vorstellt.

Wie haben Sie den Dreh erlebt?

Mit Jean-Paul ist der Aufbau nie banal: er untersucht sowohl die Einstellungen als auch die Bewegungen und verliert sich nie in willkürlicher Ästhetisierung. Alles wird vom Drehbuch gesteuert. Es ist vielleicht sogar das erste Mal, dass ich einen Regisseur so gut und schnell arbeiten sehe. An manchen Tagen waren wir sogar eine Stunde vor Drehschluss fertig. Das hängt auch damit zusammen, dass Jean-Paul ein tolles Team ausgesucht hat.

Annie Cordy spielt bereits zum zweiten Mal ihre Mutter.

Sie ist eine sehr professionelle Schauspielerin: nie hört sie auf zu arbeiten! In ihrem Spiel findet man eine unglaubliche Genauigkeit und Wahrhaftigkeit und etwas sehr Berührendes. Wenn sie in ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS ihren Part spielt, sind diese Verletzlichkeit und diese Menschlichkeit direkt greifbar. Die Momente der Komplizenschaft zwischen ihr und ihrem Enkelsohn sind toll. Ich hörte nicht auf ihr zu sagen, dass sie die Entdeckung dieses Filmes sein wird!

Interview mit Mathieu Spinosi in der Rolle des Romain

Wie kamen Sie zu dem Projekt?

Ich habe ganz einfach beim Casting mitgemacht. Und Jean-Paul hat sich für mich entschieden. Wenn man wie ich ein junger Schauspieler ist, und jemand einem so ein Projekt vorschlägt, ist man schnell gewonnen! Außerdem handelt es sich um die Verfilmung eines wundervollen Buches mit Schauspielern, die ich seit langem bewundere. Ich habe mich demnach sehr gefreut, eine der Hauptrollen spielen zu dürfen.

Was hat Ihnen an dem Drehbuch gefallen?

Die universellen Themen, die der Film anspricht, haben mich sofort berührt. Es ist eine Geschichte über das Leben, den Tod, die Flucht der Zeit, die Dringlichkeit zu leben, generationsübergreifende Beziehungen. Natürlich finde auch ich mich darin wieder – ich liebe meine Großeltern und wir stehen uns sehr nah. Es war ein schönes Drehbuch, von David Foenkinos und Jean Paul außergewöhnlich gut geschrieben. Sie haben versucht, durch die Dialoge dem Film einen leichteren und witzigeren Ton zu geben, als er im Buch vorhanden ist.

Wie würden Sie Romain beschreiben?

Es handelt sich um einen jungen Mann, der in einem besonderen familiären Kontext aufwächst. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass er ein bisschen aus dem Rahmen fällt, er ist ein Träumer, ein Gefühlsmensch, ein schüchterner Junge, der gleichzeitig sehr sanftmütig ist. Er wird Nachtportier in einem Hotel, wo er auf verrückte Gestalten trifft. Er widmet sich der Zukunft, während die anderen um ihn herum immer nur in der Vergangenheit schwelgen. Man könnte fast sagen, dass er die „Vernunft“ verkörpert: er übernimmt die Rolle des Vaters, selbst seinem eigenen Vater gegenüber.

Würden Sie sagen, dass er im Einklang mit der heutigen Zeit lebt?

Er ist allem voran ein Träumer. Und auch wenn es heute noch ein paar Träumer gibt, sind die meisten jungen Menschen heute enttäuscht über die Abwesenheit von Zukunft. Heutzutage denken weniger junge Menschen daran, Schriftsteller zu werden, oder ähnliche Ambitionen zu haben... Auch wenn es heutzutage wahrscheinlich viel notwendiger ist, auszubrechen, zu entkommen.

Wie war die Zusammenarbeit mit Annie Cordy, die Ihre Großmutter spielt?

Wir verstehen uns super. Das spürt man auch auf der Leinwand. Sie ist wie eine dritte Großmutter für mich: ich bekomme immer noch regelmäßig von ihr Nachrichten, damit ich morgens aufstehe. Seit dem ersten Drehtag bin ich ihr offizieller Gesangspartner gewesen: wir haben das gesamte Repertoire von Aznavour gesungen. Sie bedeutet mir viel.

Romain hat auch eine sehr starke Beziehung zu seinem Vater, auch wenn sie sich nicht immer vertragen.

Ich würde sagen, dass die Rollen sich umgedreht haben: Romain ist für Michel Blanc eher der Vater als umgekehrt. Dauernd ist es Michel, der sich beschwert und seinen Sohn in Anspruch nimmt, um ihm von seinen Problemen zu erzählen. Romain beruhigt ihn, tröstet ihn, umsorgt ihn. Andere Dinge beschäftigen ihn, aber er nimmt sich die Zeit, um seinem Vater zuzuhören und ihm so viel Aufmerksamkeit wie möglich zukommen zu lassen. Der Vater hat auch ein zartes Gemüt: er geht in Ruhestand, fühlt sich verloren und beschwert sich ständig, was ihm wiederum Eheprobleme einbringt. Er ist ein ziemlicher Egoist, der auf sich selbst fixiert ist. Ihm wird dabei gar nicht bewusst, dass sein Sohn auf der Suche nach sich selbst ist, und eher er, der Vater, sich um ihn kümmern sollte.

Was hielten Sie von Chantal Lauby?

Ich bin ein großer Fans der „NULS“ (Gruppe französischer Komödianten) und ich war dementsprechend aufgeregt, bevor ich sie traf... in Wirklichkeit ist sie einfach reizend: am ersten Drehtag bin ich zu ihr hin und habe ihr gesagt, wie sehr ich sie bewundere. Was die Beziehung zwischen den verschiedenen Figuren angeht, so ist sie für ihren Sohn eine Vertraute, und die beiden stehen sich sehr nah.

Wie geht Jean-Paul Rouve mit seinen Schauspielern um?

Jean-Pauls Arbeit ist sehr anspruchsvoll: er weiß ganz genau, was er will, und er hat seine eigene Vision wie Kino auszusehen hat. Solange er nicht das bekommt, was er sucht, macht er weiter. Was er vor allem anderen zeigen möchte, ist das Leben, das wirkliche Leben, das natürliche, die Authentizität, die es beinhaltet: die Dummheiten, die Ungeschicklichkeiten... Gleichzeitig möchte er keine Zeit am Set verlieren: er ist schnell und dreht eine Aufnahme nach der anderen. Er möchte nichts verpassen. Es war beeindruckend, ihn bei der Arbeit zu sehen: mit dem Kameramann Christophe Offenstein waren sie wie 2 Kinder, sie dachten über Details nach, suchten nach Last Minute-Ideen und improvisierten. Das hat mir noch mehr Lust gemacht, irgendwann auch Regisseur zu werden.